I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
99
62. Der Mauersee in Masuren.
Die großen Wasserbecken der Preußischen Seenplatte mit ihren weiten, zerlappten, von Inseln belebten
Wasserflächen, ihren meist braunen, trüben und schlammigen Moorufern, den herdenbelebten grünen Vieh-
koppeln und dem Kranze von Kiefernwäldern, Erlen- und Birkengehölzen rufen einen ernsten, aber mäch-
tigen Eindruck hervor.
63. Ostpreußische Pferdekoppel bei Trakehnen.
Auf den ausgedehnten Wiesen und Weiden im östlichen Teile Ostpreußens hat sich neben der überwiegen-
den Rinderzucht die Zucht edler Pferde in einem solchen Maße entwickelt, daß in Litauen die Kopfzahl der
Pferde ein Drittel der Volkszahl beträgt und hier zwei Drittel der deutschen Kavalleriepferde gezüchtet werden.
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2. Kamerun.
241
4. Das Hochland. Hinter dem Gebirgsrande beginnt die innere Hoch-
ebene. Sie erfüllt ganz Südkamerün und steigt von etwa 600m im 8
nordwärts in Stufen bis 3000 m an. Im N fällt sie in einem Steilabsturz
zu einer tiefliegenden Ebene ab, die vom schiffbaren B^uue durchzogen wird.
Die Abdachung Südkamerüus nach dem Kongo hin geht fchon aus der Lauf-
richtuug der Flüffe hervor, die alle dem Kongo und dem Ubangi zustreben.
Der größte von ihnen, der Sanga, soll anf einer Strecke von 5001cm
schiffbar sein.
144. Schnellen im Croß-Flutz.
Keiner unserer Kamerunflüsse ist frei von Stromschnellen, die besonders am Rande des Hochlandes auf-
treten. Der Trog- oder Kreuzfluß kann von der Mündung bis zu seinem Austritt aus dem deutschen Ee-
birge mit Schiffen befahren werden.
Im Gebiete der regenreichen (150 bis 180 cm) atlantischen Bruchstufe hat
sich auf dem ziegelroten Lateritboden ein üppiger Urwald entwickelt.
Er zieht als Galeriewald den Flüssen entlang weit ins Innere hinein.
Das kühlere Hochland mit seinen schärfer ausgeprägten Temperaturunter-
schieden zwischen Tag und Nacht, seinen Regen- und Trockenzeiten ist Busch-
und Grassavanne. Diese wird besonders von Antilopen, Büffelherden
und Elefanten, indes auch von vielen Heuschrecken und Termiten bevölkert.
Im mittlem Kamerun treten an die Stelle einzelner Banmgrnppen lichte
Buschwälder sowie zahlreiche, über die Grasflur zerstreute Einzelbäume.
5. Die Tsad-See-Ebene. Im No der Kolonie leitet ein Gebiet zahlreicher
einzelner Erhebnngsmassen von der Hochebene zu der etwa 400 m hoch ge-
legeuen Ebene am Tsüd-See. Diese weist neben sumpsigeu Strecken viel
fruchtbares, gut bebautes Ackerland mit dichter Bevölkerung auf.
Lennarz, Erdkunde für Seminare. ig
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Das Deutsche Reich. —
D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
435
Tieflandsbucht und bildete so die einzige Verkehrspforte „in der breiten Schranke,
die das Schiefergebirge im westlichen Deutschland aufrichtet". An den alten,
über dem jetzigen Rheinwasserspiegel gelegenen Felsterrassen, den Spuren der frü-
Heren Flußböden, kann man noch deutlich erkennen, wie die Durchnagung stufenweise
fortgeschritten ist (vgl. § 24).
Iii. Klima. Das vom Einfluß des Ozeans beherrschte Klima des Schiefer-
gebirges zeigt große Gegensätze zwischen den Erhebungen und den Tä-
lern. Die Hochflächen erhalten von den vorwiegend aus W wehenden Winden
reichliche Niederschlüge, die im Venn und im Sauerland über 120 em steigen;
in den tieferen Lagen fällt weit weniger Regen. Die großen Regenmengen an der
Nordwestseite erzeugen gute Weiden („Butterland") und liefern der Industrie
Wasserkraft für Fabrikbetriebe (Talsperren). Aber sie haben anderseits die aus-
gedehnten Moore der Eifel und des Hohen Venn verursacht. Auch in der Jahres-
wärme treten erhebliche Unterschiede zwischen den tieferen Lagen und den Höhen
hervor. Auf dieseu beträgt die mittlere Jahreswärme 6 bis 8°, in jenen 9 bis 10°.
Die trockenwarmen, obstreichen Täler des Rheins, der Mosel und manche kleinere
Seitentäler sichern an ihren der Sonnenseite zugekehrten Schiefergehängen der
Weinrebe das beste Gedeihen.
Iv. Die Einzellandschaften. Das enge Durchbruchstal des Rheins von
Bingen (79 m) bis Bonn (50 m) teilt das Gebirge in einen östlichen und
einen westlichen Flügel. Die Talfurchen der Nebenflüsse (Lahn, Sieg,
Ruhr rechts, Mosel und Ahr links) zerlegen die beiden Flügel wieder in
einzelne Abschnitte.
A. Das Rheintal.
a) Naturlandschaft. Von Mainz ab durchströmt der Rhein den sonnigen § 289.
Rheingau mit seinen üppigen Getreidefeldern, reichen Obstgürten und reben-
bedeckten Abhängen. Bei Bingen tritt er in das Schiefergebirge ein, das
er erst südlich von Bonn wieder verläßt. Der am Beginn seines Durch-
bruchstals bedeutend eingeengte Strom hat hier eine härtere Gesteinsschwelle
aus Quarzfels aus eigener Kraft noch nicht zu durchsägen vermocht. Erst
durch künstliche Sprengungen wurde im 19. Jahrhundert das früher so ge-
fährliche Bing er Loch für eine sichere Schiffahrt leidlich zugänglich gemacht.
Die Rheinstrecke von Bingen bis Bonn ist die schönste des ganzen Rhein-
landes und eine der herrlichsten und besuchtesten Flußpartien der ganzen Erde.
Die waldbedeckten Höhen steigen zuweilen aus der unmittelbaren Nähe des
Wasserspiegels jäh empor, so daß die Eisenbahnen, die den von zahlreichen
Schiffen belebten Strom auf beiden Seiten begleiten, durch zahlreiche Felsen-
tuuuels hindurchgehen. Wo das Rheintal sich weitet, oder wo ein Seitental
einmündet, da liegen freundliche Dörfer und turmreiche Städte im Schatten
edler Obst- und Walnußbäume. Grüne Inseln, zuweilen alte Baudenkmäler
tragend, tauchen aus den Fluten auf. Freundliche Landhäuser, stolze Burgen
und altersgraue Ruinen, die an die Zeiten mittelalterlichen Rittertums erinnern,
schauen von den Bergabhängen nieder ins Tal. Die Rebe bekleidet die Wald-
entblößten, der Sonne zugekehrten Berghänge von unten bis oben oder erringt
sich in einzelnen Gruppen zwischen Busch und Stein einen Platz.
28*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Blick von Den Havelbergen (97 in) kies Grunewaldes auf die Havel bei der Insel Lindwerder.
Bilder von anmutiger Schönheit schmücken die seeartig breite, inselreiche Havel. Aus der ebenen Umgebung heben die hügeligen Ufergelände, deren dunkle liefern-
wälder manch schimmernden Seespiegel umrahmen, sich stattlich ab. Den Flutz säumt ein liebliches Band von hellen Wiesenauen, wogenden Schilfflächen und
freundlichen Laub- und Obstbäumen, aus denen die roten Dächer der Dörfer und Gasthäuser und die Türme der Kirchen und Schlösser traulich hervorblicken.
Schleppzüge von Lastschiffen, Personendampfer, Segel der Havelzillen und Nuderboote der im Wettkampfe sich messenden Jugend beleben den Wasserspiegel..
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Die Lüneburger Heide an der mittleren Üulje. Jm iöegen|at} zu Den üetraajtuajen sugem an Der oberen Luhe zeigt hier Die Landjchaft eine
sanftwellige Form. In ihrer tiefsten Rinne führt der Fluh seine stets klaren Wasser in Schlangenwindungen durch moorige Wiesen der Ilmenau *u. Wo der
Sandboden lehmhaltig ist, liegen im Windschutz knorriger Eichen, öfter umhegt mit einem Walle von Findlingsblöcken, umgeben von Wiesen und Äckern, nieder-
sächsische Langhäuser. Sie bilden zugleich Wohnstätte, Viehstallung und Scheuer der mühsam arbeitenden Heidebauern. Der Schäfer treibt seine Herde auf die
feuchteren Landstriche, u>o Binsen, Sauergräser und Sumpsheide (Erica) locken. Die kiesreichen Stellen schmückt im Frühling gelbblühcnder Einster, der jetzt im
Mittsommer dunkle Schoten trägt. Nun ist die Heide am schönsten. Sie schimmert und duftet im Purpurgewande des blühenden Sandheidekrautes (Calluna),
soweit das Auge über die menschenleere Fläche mit silberstämmigen Birken, mit Eichen, Wacholdern und Kieferngehölzen dringt.
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24
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
so mußten die Leute das Heu aus dem Wasser herausfischen und es nach
höhergelegenen Stellen tragen. Die am höchsten gelegenen sandigen
Hügel, Horste genannt, waren mit Eichen und Buchen bedeckt; die
tiessteil Stellen bildeten Torflager.
c) Für die umliegenden Ortschaften hatte der Dröinling auch iu dieser
Gestalt gewissen Nutzen. In den Zeiten des Krieges verbargen die
Dorfbewohner ihr Vieh in den Schlupfwinkeln der Waldungen. Wer die
Fußwege nicht kannte, fand sich aus dein Wirrwarr nicht wieder heraus.
Im Sommer, wenn der Dröinling teilweise ausgetrocknet war, oder auch
im Winter, wenn das Eis die Sumpfflächen bedeckte, gingen die Dorf-
bewohner der anliegenden Ortschaften mit Beil und Säge in den Dröinling
und holten sich ihr Brennholz. Der Bauer fand dort geeignetes Nutz-
holz, um die Stiele zu Schippen, Spaten und Hacken schneiden zu können;
aus den Weiden flocht er Körbe und Kiepen. Jeder konnte von den
bescheidenen Gaben nach Herzenslust nehmen. Später wurde die Fläche
des Drömlings unter die Bewohner der Dörfer verteilt. Nach der Heu-
ernte weideten auf den Wiesen die Kuhherden; die Pserde blieben selbst
während der Nacht auf der Weide. Da die Versumpfung des Bruchs
im Laufe der Jahrhunderte immermehr zunahm, so wurde der Aufenthalt
für das Vieh gefährlich. Es brachen Viehseuchen aus, die den Wohlstand
der Drömlingsbauern sehr schädigten.
4. Auf welche Weise wurde der Drömling in ein fruchtbares
Land umgewandelt?
Friedrich der Große, der dafür gesorgt hatte, daß der Fiener ent-
wässert wurde, ordnete an, daß auch der Drömling urbar gemacht werde.
Das meiste Wasser stand in der Mitte des Drömlings, da er hier mii
niedrigsten lag. Aus welche Weise sollten nun die großen Wassermassen
abgeleitet werden? Für den Lauf der Ohre mußte ein vollständig neues
Bett gegraben werden. Das alte Flußbett war versandet und verschlammt;
die Ufer waren zerrissen; im Ohrebett lagerten dicke Stämme von Bäumen
und hemmten de» Laus des Wassers. Als die Entwässerungsarbeit im
besten Gange war, schloß der große König im Jahre 1786 seine Augen
für immer. Mit großer Freude hatte er zuvor die Worte des Berichts
gelesen: „Das Wasser rauscht heraus, und die Drömlingsgrundstücke fangen
jetzt schon an trocken zu werden." Das Werk des Königs wurde mit
großein Eifer fortgesetzt. Es wurden 38 Abzugskanäle, 17 Entwässeruugs-
graben, 16 Dämme und ebensoviel Schleusen angelegt, desgleichen 32
eiserne und hölzerne Brücken, um bequeme Übergänge zu schassen. Trotz
dieses großartigen Netzes von Entwässerungsanlagen waren die tiefliegenden
Flächen wenig zu gebrauchen. Die Menschen sanken bei der Arbeit tief
ein in die schlammigen Erdmassen; selbst leere Wagen blieben im Snmpse
stecken. Da kam der Rittergutsbesitzer zu Kunrau (der Ort liegt am
nördlichen Rande des Drömlings an der Eisenbahnstrecke Obisselde—salz-
Wedel) auf den Gedanken, in seinem Drömlingseigentum diese sumpfigen
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
120 Das Norddeutsche Flachland.
slüsse" zum Meere (Passarge, Stolpe, Wipper, Persante, Ucker, Peene,
Warnow, Trave); von der Südabdachung fließen sie zu den Strom-
gebieten der Weichsel, Oder und Elbe. Einige benutzen die Seitentäler
und fließen vou O. nach W. zu deu drei Hauptströmen (Drewenz, Brahe,
Schwarzwasser zur Weichsel — Plöne, Jhna zur Oder — Elde, Alster zur
Elbe). Durch die Oder, die Weichsel und die Trave wird der Baltische
Höhenzug in vier nach den Ländern benannte Abschnitte zerlegt: die
Preußische, die Pommers che, die Mecklenburgische und die
Schleswig-Holsteinsche Seenplatte. In dieser erreicht er seine
Nordgrenze. Hier tritt die Höhe steilwandig und buchtenreich ans Meer,
wodurch den Bewohnern sicherer Baugrund und gute natürliche Häsen
gegeben sind. Wegen des leichten Sandbodens hat der Rücken in
Pommern und Westpreußen mehr weite Heiden, Kiefernwälder und
magere Weiden für Gänse und Schafe als fruchtbare Gebiete. Diese
sind vor allem in Vorpommern und der Uckermark. „Pyritzer Feld trägt
Gold." Die Schleswig-Holsteinsche, Mecklenburgische und Ostpreußische
Platte dagegen deckt fruchtbares Erdreich (Geschiebemergel), so daß Weizen
und Gerste von vorzüglicher Güte gedeihen; „Holstee» is'n Goldsteen."
„Mecklenburg ist ein Mehlstick, je mehr man daran klopft, desto mehr
kommt heraus." In landschaftlicher Beziehung enthält der Baltische
Höhenzug die schönsten Gegenden Norddeutschlands. Die aus dem Rücken
in der Eiszeit angehäuften Hügel (Moränenbaufen), die stellenweise
gebirgsähnlich gruppiert sind, z. B. am Turmberg (334 in) bei Danzig
und in der Wolfsschlucht bei Brüsterort, die von waldigen Höhe» um-
rahmten Seen und die stürzenden Bäche kennzeichnen jene Landschaften,
die man mit Stolz „Schweiz" nennt. So gibt es hier eine Holsreinsche
(Plön), eine Mecklenburgische (Parchim), eine Pommersche (Polzin), eine
Ostprenßische (Masuren) Schweiz.
b) Der Südliche Höhenzug.
Der Südliche Höhenzug begleitet in nordwestlicher Richtung den Rand
der Gebirge. Er beginnt mit den Tarnowitzer Höhen (300—400 m)
oder der Öberschlesischen Platte, die sich an das Karpathengebirge anlehnt,
weshalb der ganze Höhenzug auch der K a r p a t h i s ch e genannt wird.
Da, wo er der Oder nahe kommt, nördlich von Breslau, erhebt er sich
gebirgsähnlich in den Trebnitzer Hügeln oder dem Katzen-
g e b i r g e bis zu 300 in Höhe. Dann überschreitet er die Oder und
dehnt sich in den sandigen Hügeln der Lausitz und des Flämings bis zur
Elbe (Magdeburg) aus. Linkselbisch gehören ihm noch die Altmark und
die Lüneburger Heide an. Der Südliche Höhenzug ist in allen seinen
Teilen, die oft recht lose zusammenhängen, sehr sandig und wasserarm.
Kein Wunder, daß hier der Ackerbau weuig Ertrag liefert. „De Derp
Up de Hei, da hebben ilendet Veih." „Obernigk liegt zwischen Sorg' und
Kummernick, wer sich dort will nähren, muß suchen Pilze und Beeren.
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60 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
lack entgegen. Auf unserer' Wanderung begrüßen uns zu verschiedenen
Zeiten große Ackerflächen von Schneeglöckchen, Veilchen, Narzissen, Mai-
blumen, Stiefmütterchen, Rosen, Nelken, Pelargonien, Begonien, Geor-
ginen usw. Nicht nur auf dem freien Lande, fondern auch in einer
Reihe von großen Gewächshäusern treffen wir diese Blnmenpracht an.
Unser Bild führt uns in ein Primelhaus der Gebrüder Dippe, der
größten Gärtnerei Quedlinburgs. So weit unser Blick reicht, sehen wir
rechts und links vom Wege Schlüsselblumen mit nur leuchtender weißer
Farbe. Siehe, wie die beiden fleißigen Gärtner damit beschäftigt sind,
Blüten mit anderer Farbe abzupflücken und zu entfernen. (Warum wohl?)
Die Primeln werden nicht verkauft, sondern dienen nur der Samenzucht.
In dem nächsten Gewächshause finden wir Primeln in einer anderen Farbe.
Wer erinnerte sich beim Anblick der Blumenpracht nicht des Liedes: „Wer
hat die Blumen nur erdacht? Wer hat sie so schön gemacht: gelb und
rot und weiß und blau, daß ich meine Lnst dran schau?"
Iii. Niederungen.
An Niederungen und Brüchen ist das Land arm; Sumpfgebiete
fanden sich früher an der Bode südlich und westlich von Oschersleben, bei
Halberstadt, bei Aschersleben und an den Allerquellen (Fuß des Hohen-
Holzes). Die Niederungen hat man längst urbar gemacht und in Frucht-
laud (Wiesen und Äcker) umgewandelt. Den großen See bei Aschersleben
(Nw.) ließ König Friedrich Ii. ableiten; er gewann dadurch eine große Strecke
Fruchtland. Auf diesem Neulande entstand 1752 eine Kolonie, die
Friedrich der Große Königsaue taufte. Der Seegraben, eine Straße in
Aschersleben, erinnert noch heute an den See. Der Oschersleben er
Bruch ist durch einen Kanal, den Großen Bruchgraben, der die Bode
mit der Jlfe verbindet, entwässert.
B. Gewässer.
Das Gebiet ist reich an Wasserläufen. Sie tragen alle zur Frucht-
barkeit des Bodens und zur Gewerbetätigkeit der Bewohner bei. Mit
Ausnahme der Aller fließen sämtliche Gewässer zur Elbe. Schließe aus
der Richtung der Wasserläufe auf die Abdachung des Bodens! Die beiden
größten Flüsse heißen Saale und Bode. Erstere gehört nur mit einem
Stück ihres Uuterlaufes unserem Gebiete an, letztere dagegen zum größten
Teile. (S. Saale S. 95.)
a) Die Bode in der Ebene.
Bei dein Dorfe Thale tritt die Bode in die Ebene. Unterhalb
Quedlinburgs nimmt sie die Selke und oberhalb von Oschersleben die Holz-
emme auf. Bei — bildet sie ein Knie und wendet sich in östlicher Richtung
der S a a l e zu. Oberhalb der Stadt Staßfurt nimmt die Bode den M a r b e -
graben anf, der ihr die Grubenwasser der Umgegend zuführt. Obwohl
die Bode sehr wasserreich ist, so ist sie doch nicht schiffbar, ja sogar der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_der_Große_Königsaue Friedrich
Der Oberharz.
69
als Kamin nach S.w. zieht. Auf der Hochebene haben die Innerste
und die Oker ihre Quellen.
d) Flüsse.
1. Die Innerste.
Kein anderer Harzslnß ist dem Bergbau und dem Hüttenbetriebe so
dienstbar geworden wie die Innerste. Von ihren Talwänden schlug man
früher vielfach Stollen in das Gebirge, um das Erz zu gewinnen.^ Ihr
Wasfer benutzt man wegen des großen Gefälles als Betriebskrast der
Pochwerke und Silberhütteu.
2. Die Oker.
Die Oker entspringt am Bruchberge und schlägt die Richtung der
Innerste ein. Bei Altenau bildet sie gewaltige Wasserfälle. An ihrem
Nebenslüßchen, dem Weißbach, soll sich Kaiser Heinrichs I. Vogelherd
befunden haben. Im wilden Lauf uintanzt die Oker große Fel?blöcke.
Ihre User zieren wunderbar gestaltete Felsbildungen, die man Mönch,
Großer Kurfürst, Maria mit dem Jesuskinde usw. benannt hat. Etwas
abseits liegen: die Grotte, die Mausefalle, die Hexenküche und die Bastei
der „Käste". Das Okertal hat viel Ähnlichkeit mit dein Bodetale. Eine
Wanderung im Tale der rauschenden und schäumenden Oker von Altenau
aus ist sehr zu empfehlen.
3 Die Ilse.
Die Ilse hat ihre Quelle am Schneeloche des Brockens. Obgleich
dieses Bergwasser nur wenige Stunden im Harze fließt, wird infolge des
fortwährenden Gefälls das silberhelle Wasser nicht müde, zu plätschern
und zu rauschen. Wonnig ist es, an den Ufern der Zlse zu wandern.
Ihr Tal hat viele Wasserfälle und gehört zu deu lieblichsten Tälern
des Harzes. Wie die Bode fo durchfließt auch die Ilse ein Felsentor (Granit),
dessen Pfeiler Jlsenstein und Westernberg heißen. Hoch oben auf
dem Jlsenstein ließ Graf Anton von Stolberg-Wernigerode ein eisernes
Kreuz errichten (1875) zum Gedächtnis der Freiheitskämpfer. An der
Ilse liegen die weltberühmten Eisengießereien von Jlseuburg. Unterhalb
Osterwieck vereinigt sich die Ilse mit der Oker.
4. Die Holzemme.
Die Holzemme hat ihren Ursprung am Nenneckenberge. Sie stürzt
in der „Steinernen Nenne", fast zu Schaum aufgelöst, iu eiuer langen
Neihe von Wasserfällen in das Tal. Am Nordrande des Harzes begrüßt
sie das herrliche Wernigerode mit seinem prächtigen, hochgelegenen Schlosse.
Unterhalb Halberstadt fließt sie tu die Bode.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Maria Maria Ilse Ilse Anton_von_Stolberg-Wernigerode
28
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
4. Der reiche Ernteertrag der Wische.
Die Wische ist ein gesegneter Landstrich inmitten der angrenzenden
Gegenden. Westlich von ihr liegen die sandigen Strecken der Altmark,
mit düsteren Kiefernwaldungen dedeckt. Nur wo die Siedlungen der
Menschen liegen, ist der Wald ausgerodet und das Land in Äckerland
umgewandelt worden. Die Wische ist wie die Magdeburger Börde eine
baumlose Ebene mit steinlosem Boden. Die tiefgründige, feuchte Acker-
krume ladet zum Ackerbau ein, die weiten Wiesenflächen zwischen der Elbe
und dem Deiche begünstigen die Viehzucht. Mit sichtbarer Freude durch-
schreitet der selbstbewußte Landmann im Sommer seine Fluren. Überall
regen sich zur Ernte fleißige Hände. Zu deu eiuzelliegenden Gehöften
fahren schwere Erntewagen, mit großkörnigem Weizen beladen. Duftender
Klee wird in großen Massen getrocknet und aus die Futterbödeu gebracht.
Auf den Elbwiesen, die zwischen der Elbe und dem haushohen Elbdeiche
liegen, fehen wir große Heuhaufen aufgetürmt; schwarzbunte Rinder weiden
friedlich mit deu Pferdeu auf den Weiden. — Ein Blick oon dem Elb-
dämme gewährt eine herrliche Aussicht. Dort ans der Elbe fahren riesige
Dampfer, deren schwarze Rauchwolken noch lange zu sehen sind. Aus der
Ferne grüßen die Kirchtürme der Städte Osterburg und Seehausen, Werben
und Havelberg.
Ausgaben.
1. Was ist ein Deichamt? Was sind Teiche?
2. Welchen Zweck verfolgt das Deichamt, wenn das Wasser des Aland
in ein Flüßchen geleitet werdeu soll, das weiter stromabwärts mündet?
3. Inwiefern trifft für die Wische das Wort zu: „Ohne Fleiß kein
Preis!"
c) Der Calliesche Werder.
Bei dem Städtchen Calbe besteht das Flüßchen Milde aus zwei
Armen, der Ober- und Unter-Milde, und empfängt noch einige Bächlein.
Das von diesen Wasserläuseu umflossene Land war früher eine bruchige
Niederung, der Mildebrnch. Als der Drömling entwässert wurde, durchzog
man auch dieses Gebiet mit Gräben (Königsgraben 1780) und gewann
vorzügliche Wiesen, Weiden und Äcker. Tie Bruchdörfer, die ehemals arm
waren, jetzt aber zu den wohlhabendsten der Umgegend gehören, führen
feit alters her den Gesamtnamen: der Ealbesche Werder (Hopsenban).
B. Gewässer.
Tie Elbe ist der Hauptstrom des Gebietes. Die Ohre und alle
Gewässer nördlich von ihr eilen der Elbe zu; es sind Nebenflüsse. Wohin
dacht sich also das Land ab? Die wichtigsten Flüsse heißen: Ohre,
Tanger, Aland und Jeetze.
1. Tie Ohre einspringt an der Westgreiize des Gebietes und fließt
in südöstlicher Richtung zur Elbe. Sie durchströmt den Drömling und
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